Dienstag, 22. November 2011

Auf einen Whisky (2. Folge)

Franky Armee und Mad Crawler – Fragen und Meinungen zu den Themen der Woche.

Über Ratlosigkeit und Rastlosigkeit

Sagen Sie mal, Franky Armee, vergangene Woche war ich kurz in New York und besuchte das Camp der "Occupy Wall Street"-Bewegung im Zuccotti-Park, mittlerweile durch die Polizei aufgelöst. Was halten Sie von dieser Bewegung?
Es erinnert mich an die Hippies, die ich zutiefst verabscheue. Die haben scheinbar etwas gegen die Reichen, zu denen wir ja auch gehören. Die fordern Dinge wie gleichen Lohn für gleiche Arbeit, und manche gar noch viel mehr. Wenn ich da dafür wäre – ich schnitte mir ins eigene Fleisch.

Seien Sie ehrlich: Den Occupy-Bewegten fehlt doch das Programm.
Das ist auch ganz normal.

Wie soll man das verstehen?
Unbehagen sind doch nie und nimmer ein Programm! Wo kämen wir da hin? Dass der Umgang mit den finanzkapitalistischen Mächten besser geregelt werden müsste, das finde ich allerdings auch. Und allein bin ich damit nicht: Die Politik sucht nicht umhin noch eine Antwort auf gewisse Probleme, vor allem in den demokratischen Staaten.

Wenn nicht einmal die Politik die nötigen Antworten anzubieten hat, wohin soll das Ganze dann noch führen?
Ganz, ganz nah an den Abgrund. Wenn nicht vollends ins Verderben. Denn wir müssen verstehen, dass die Krise, die wir durchleben, nicht einfach eine finanzielle und nicht einfach eine politische Krise ist, sondern eine kulturelle.

Wie meinen Sie das?
Mit der Regelung der Finanzwirtschaft haben wir noch gar kein Problem gelöst. Das echte Problem heisst doch – und diese Frage ist ganz neu: Wie wollen wir leben? Die Antwort darauf ist jenseits aller Ideologien, linker wie rechter zu suchen.

Wo liegt denn die Antwort auf das wohl dringendste Problem in diesem gewaltigen Konflikt: dass ganz wenige Reiche fast alles haben?
Sie hören mir wohl wieder mal nicht zu. Jetzt habe ich eben gesagt, dass die Regulierung erst der Anfang sein kann. Es ist ein viel grösseres kulturelles Problem! Die Finanzkrise, die Schuldenkrise, die Bewusstseinskrise: Alles nur Resultat der allgemeinen Rastlosigkeit. Wir müssen anhalten, Rast machen. Das ist die Lösung.

Aber wer kann überhaupt Lösungen bieten? Wem können wir noch vertrauen?
Mir natürlich, wem sonst. Jedenfalls sicher nicht den Ökonomen, die sich als Wissenschafter gebärden und die doch allzu oft mit ihren Weisheiten nicht weiter sind als afrikanische Voodoo-Zauberer.

Was bleibt also dann?
Crawler, Ihnen würde etwas nachdenken wirklich nicht schaden. Es ist Zeit für Bürger mit Lebenserfahrung. Es ist Zeit für den gesunden Menschenverstand. Es ist Zeit für: Mich! Für Franky Armee! Und wie gesagt: Anhalten, Rast machen, und alles wird gut. Geben Sie mal die Flasche rüber.


Nach kurzem und heftigem Streit haben Franky Armee und Mad Crawler beschlossen, das grosse Vorbild für die Whisky-Gespräche jeweils hier am Ende zu verlinken. Den Ausschlag dafür gab, dass die Schweizer Illustrierte trotz dem massivem Ausbau vom letzten Jahr auf fünf Online-Journalisten gemäss aktueller Net-Metrix-Analyse weniger Besucher hat als die Schweizer Milchproduzenten auf Swissmilk.ch. Die freuen sich über jeden Link, und wir helfen gerne, wo wir können.


1 Kommentar:

  1. Übrigens hat (resp. hatte, jetzt gibts die ehemaligen kolumnen nur noch als buch) das vorbild auch ein vorbild: http://www.amazon.de/gp/aw/d/3462040650/ref=redir_mdp_mobile

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