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Barbaras Betrug sorge dafür, dass man "nicht hilflos von A nach B schlendert", sondern so wirke, "als habe man ein Ziel vor Augen". Das sei praktisch, wenn man "hip und dynamisch wirken will" (merke: Wer schlendert und keine ersichtliche Funktion oder Absicht öffentlich erkennen lässt, wirkt hilflos und ist weder hip noch dynamisch).
Das ändert alles. Wenn ich das nächste Mal eine junge Frau mit Yoga-Matte antreffe, dann weiss ich nicht mehr, was ich denken soll. Ist sie nun hip und dynamisch oder nicht? Ist sie am Ende gar Architektin? Und was wäre mir lieber? Furchtbare neue Realität: Fragen über Fragen, aber keinen einzigen Gedanken mehr an Frauen im eng anliegendem Yoga-Dress.
Und das ist noch nicht mal das Schlimmste. Was, wenn die falsche Yoga-Szeni-Frau nicht allein ist? Hat sich die Frau neben ihr im Tram ihren Hund nur ausgeliehen, um damit bei Leuten mit Hündeler-Herz zu punkten? Trägt der coole Grafiker-Typ nur einen Laptop mit sich herum, weil er in Wirklichkeit gar kein Grafiker-Typ ist, geschweige denn dynamisch und hip? Sind die Tattoos dieses Rockers da womöglich aufgemalt, und er steht eigentlich auf Justin Bieber? Hat der Mann dort nur einen leeren Aktenkoffer dabei, um dynamisch und hip zu wirken, obwohl er Architekt ist? Ist das wirklich eine Frau dort drüben? Kann der Hipster an sich gar nicht mehr hip sein?
Sie sehen, wohin das führt. Falsche Szeni-Yoga-Frauen lassen sogar den traurigen Gedanken aufkommen, es gebe vielleicht nicht eine einzige Frau auf der Welt, die Yoga macht. Alles nur vorgetäuscht. Und in Wirklichkeit würden alle lieber gemütlich durch die Stadt schlendern. Ich brauche dringend noch einen Whisky.
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