Dienstag, 15. November 2011

Weltliteratur im Blick am Abend

Es muss einmal gesagt sein: Dass der BlaA sich einmal in der Woche der Literatur zuwendet, ist ihm hoch anzurechnen (Ausgabe heute Dienstag, S. 29). Das ist im heutigen Internet-Analphabeten-Zeitalter fürwahr keine Selbstverständlichkeit. Wenn ich auch persönlich mit der Wahl des heutigen Themas (Tätowierungen, respektive "Geschichten, die unter die Haut gehen", nicht viel anfangen kann. Dass es mittlerweile salonfähig ist, sich derart am eigenen Körper zu verunstalten, führt uns täglich vor Augen, wie es um Gesellschaft und Bürgertum steht.

Wir wollen aber einmal darüber hinwegsehen. Schliesslich stehen nicht jede Woche Tätowierungen im Vordergrund. Aus dem ersten Abschnitt der Buchbesprechung wurde ich dann aber dennoch nicht schlau:
Thriller 
Chief Inspector Landon ermittelt in einem Fall, der ihm schon seit Jahren Kopfschmerzen bereitet. In Essex wird die Leiche einer jungen Frau an den Strand gespült. Sie trägt das gleiche Orchideen-Tattoo, das die Polizei schon bei vier anderen Opfern entdeckt hat. Die Spur führt nach Spanien und in den Dunstkreis einer Verbrecherorganisation. – Ein düsterer und packender Thriller mit originellem Ende.
Leider geht es im zweiten Abschnitt des Artikels bereits um ein anderes Buch. Und ab dem vierten bis zum letzten Abschnitt um einen Bildband. Wie der Thriller heisst, der eingangs gemeint ist, erfährt man nicht. Nach dem Ausschlussverfahren - es sind auf der Seite drei Buchcover abgebildet - könnte es sich um "Tattoo" von Bryan Boswell handeln. Gemäss Kurzzusammenfassung von Amazon spielt der Chief Inspector in diesem Buch aber gar nicht die Hauptrolle: Die gehört anscheinend einem Simon Tabor, einem knallharten Ex-SAS-Mann - das ganze sei ein Rachethriller. Ich kann dafür allerdings nicht die Hand ins Feuer legen, ich lese weder Kriminalromane noch irgendetwas über Tätowierungen. Damit bin ich wohl nicht allein.

Erfreulich, dass neben den Tätowierungen auch die "Weltliteratur" (Bild) erklärt wird. Unter dem ambitiösen Titel "Darum ist es Weltliteratur" bringt uns BlaA heute "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll näher. Sofort werden Assoziationen geweckt: Alice, die sich mit ihrer fantastischen Reise (ins Wunderland und hinter den Spiegeln) voller lustvollem Nonsense von Anfang an in das kollektive Bewusstsein der westlichen Welt eingebrannt hatte, mit unzähligen Nacherzählungen, Weiterführungen und Parodien in Wort, Bild und Film. Kaum eine zweite literarische Figur wurde derart oft auf Zelluloid gebannt.

(zum Vergrössern klicken)
BlaA erklärt nun den Weltliteraturstatus des Werks mit den folgenden vier Merkmalen:

  • "Alice im Wunderland" enthält bizarre Satiren, Wortspielereien und komische Begebenheiten
  • Die Surrealisten [1920er] mochten das Buch, weil es das Eintauchen in kindliche Welten ermöglicht
  • Die "LSD-Bewegung in den 70ern" war ebenfalls hin und weg
  • Um den Autor ranken "mehrere Mysterien" - unter anderem stand er im Verdacht, pädophil gewesen zu sein.
Wir lernen: Bizarr, satirisch, wortverspielt, komisch, surreal, psychedelisch, mysteriös und pädophil - das ist die Mischung, die es zum Eintritt in den Kanon braucht. Hätte ich das bloss früher gewusst.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Gerne nehmen wir Ihre Leserbriefe entgegen. Wir bitten um etwas Geduld für die Freischaltung. Leider hat es sich als notwendig erwiesen, die Leserbriefe vor Veröffentlichung zu prüfen.