Samstag, 26. November 2011

Unsere Sprache wird immer bescheuerter

Gestern las ich im Blick am Abend die Rubrik "Beauty-Streetlook". Geschrieben nicht von einer Person, sondern von einer Webseite, die Schminkprodukte und Shampoos verherrlicht: "mygloss.ch".

Schon der Titel verursachte bei mir leichte Bauchschmerzen. In einer Schweizer Zeitung eine Rubrik mit drei englischen Wörtern zu betiteln ist schon schlimm genug. Und ganz nebenbei: das Wort "streetlook"gibt es gar nicht, das wären in korrektem Englisch zwei Worte. Übersetzen Sie das Konstrukt mal auf deutsch: "Schönheit-Strassen-Aussehen". Bescheuert! Wenn der Autor dann noch "MeinGlanz" heisst und eigentlich eine Webseite ist, versteht man, warum manche Menschen glauben, das Ende sei nahe.

Inhaltlich möchte ich mich nicht äussern. Es ging in dem Kosmetika-Text um einen Mann namens Jacques, der jeden Tag eine Stunde im Badezimmer verbringt. Aber Herrgott, die Sprache ist furchtbar.

Der Blick am Abend kann selbst nichts dafür, dass diese Dinge so heissen. Er bildet das in diesem Fall nur ab. Und macht damit (wohl unfreiwillig) auf unhaltbare Zustände aufmerksam.

Schämt sich denn niemand, der im Laden der Verkäuferin sagen muss: "Haben Sie die Garnier-Hautklar-Aktiv-Tiefen-Rein-Bürste"? Solche Wort-Ungeheuer gehören verboten. Sie sind bescheuert, sie degradieren den, der sie aussprechen muss.

Aber man kommt ja im Alltag gar nicht mehr darum herum, sich sprachlich zu erniedrigen. Schon nur, um satt zu werden. Schlimm, einen Maxi-Silber-Beefy mit Käse" bestellen zu müssen. Noch schlimmer, wenn das Ding "Double-Whopper with Cheese" heisst. Oder "McWrap Shrimp & Avocado Menu". Oder Sie wollen einfach einen guten Kaffee trinken, und müssen sagen: "Iced Shaken Caramel Frappuccino" oder "Grande Soy Vanilla Latte"

Wenn dann die Rückfrage kommt: "Mit Doubleshot Espresso" - "here or take away?" überkommt mich immer das Bedürfnis, jemanden mit der Duden-Gesamtausgabe zu erschlagen.

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