Montag, 28. November 2011

Sexistisch? Aber sicher doch.

Na so was, denkt man sich beim Blick am Abend. "Jetzt regen sich schon Feministinnen über uns auf". Gemeint ist dieser Blogeintrag der Journalistin, Texterin, Moderatorin, Dozentin und Kommunikationsberaterin Christine Loriol.

Loriol trifft mit ihrem Text den Nagel auf den Kopf. Wer nicht vollständig verblödet ist, der merkt das schon nach den ersten zwei Sätzen:
“Walliser Lehrerin wird Post-Chefin”…das war gestern die Schlagzeile auf der Titelseite von “Blick am Abend”. In der Tagesschau hiess die Schlagzeile zum gleichen Thema: “Erfahrene IT- und Telekom-Managerin: Susanne Ruoff neue Chefin der Post”.
Zu diskutieren gibt es nichts - der Vorwurf im BlaA-Tweet, Loriol habe vielleicht etwas gegen Lehrerinnen, ist nicht nur dümmlich, er wird in Loriols Text auch explizit verneint.

Absurd ist auch die Formulierung, es würden sich "jetzt ... schon Feministinnen" über den BlaA aufregen. Sexismus (mal schreiender, mal subtiler) gehört zum Tagesgeschäft des BlaA. Sogar wir Männer vom BlaABlog merken das.

Beispiele gibt es aus den letzten zwei Wochen zur Genüge. Eins haben wir selbst schon mal vorgeführt: Etwa die Tatsache, dass Männer (Politiker, Wirtschaftskapitäne) im BlaA einfach Männer sein dürfen, Frauen aber jeweils "schön" sind.

Mehr Beispiele gefällig? Am Donnerstag, 17. November, gabs diesen Campus-Girl-Anriss auf der Front. Kein Wort und Bild davon, dass nicht nur das "Campus-Girl", sondern auch der "Uni-Boy" auf Seite 15 (in der Rubrik "Wissen"...) zur Wahl steht.

Wenn Sie jetzt sagen, dass dafür am gleichen Tag Bradley Cooper, der neue "Sexiest Man Alive" (gemäss dem US-Heftli "People", und darum auch im BlaA) gross auf der Front steht, dann hätten Sie zwar Recht. Aber haben Sie auch den Text zu Bradley Cooper gelesen?
Klicken zum Vergrössern

Da steht:
"Wir erinnern uns gerne an seine Rollen in den wirklich sehr witzigen «Hangover»- Filmen. Er spielt sich selbst, er spielt uns, wie wir Männer gerne manchmal wären. Ein Held des Authentischen. Aber schön? Oder sexy? Die Frauenjury des «People»- Magazins hat ihn entmannt, ihn zum «Sexiest Man Alive 2011» gekürt."

Merke: Wenn Mann (also "wir", Frauen lesen den BlaA scheinbar nicht) als "schön oder sexy" angesehen wird, dann ist er nicht mehr "einer von uns" Männern. Dann wurde er - von wem wohl, Frauen einer Jury - "entmannt". Das ist, ob es den Herrschaften vom BlaA gefällt oder nicht, Sexismus in Reinform.

Man könnte noch unzählige Beispiele anfügen. Beim Sport werden männliche Sportler am liebsten in Sportbekleidung, weibliche Sportler am liebsten ohne Bekleidung gezeigt. Und mit enorm glatten Wortspielen beschrieben. Vergangene Woche zum Beispiel "erwischte" es die finnische Eiskunstläuferin Kiira Korpi "eiskalt". Aber: "nicht verlegen" reagierte sie "blitzschnell, hielt ihre Hände vor die Brüste und schenkte dem Fotografen das entwaffnendste Lachen". Hauptsache "Scharfe Kufen", oder?

Warum das so ist mit dem Sexismus beim BlaA? Man kann darüber bloss spekulieren. Einerseits hat es vielleicht inhaltliche Gründe: Wer sein täglich Brot, von oben abgesegnet, mit "Blut, Blech und Busen" verdient, kommt dem Sexismus automatisch nahe.

Andererseits spielt vielleicht auch die personelle Zusammensetzung einer Redaktion eine Rolle. Machtverhältnisse vor Ort setzen sich mit der Zeit, so ist zu vermuten, in der Alltagskultur, in den Köpfen der Schreiber fest. Im Ringier-Newsroom gibt es vier Chefredaktoren (männlich), und sämtliche Blattmacher sind Männer. Es ist einfacher, die vorhandenen Frauen in leitenden Positionen zu zählen. Es sind nach unseren Recherchen deren drei: Zwei Mal Ressort News (Blut&Blech) und einmal Lifestyle (Beauty - vorher vergessen).

Wenn der BlaA so weitermacht, darf er sich nicht wundern, wenn sich manche den typischen BlaA-Leser so vorstellen wie den "Single des Tages" vom vergangenen Freitag:


1 Kommentar:

  1. zum ganzen blogbeitrag: ja, danke!
    wenn man genau hinschaut (ähem...), erkennt man zudem, dass die legende zum bild von frau korpi kompletter unsinn ist. da ist kein "fotograf", der irgendwen "überrascht" hätte. nur mal eben in den spiegel gekuckt.

    AntwortenLöschen

Gerne nehmen wir Ihre Leserbriefe entgegen. Wir bitten um etwas Geduld für die Freischaltung. Leider hat es sich als notwendig erwiesen, die Leserbriefe vor Veröffentlichung zu prüfen.