Donnerstag, 5. Januar 2012

Schnäbi und Co.: Bodychecks tun weh

Es gehört zur Natur von Bodychecks, dass sie Schmerzen verursachen. Die Bodychecks im heutigen Blick am Abend tun uns aber eher im Hirn weh.

Körperteile sind schon auf der BlaA-Front vom 5. Januar 2012 im Check: "Schnäbi-Alarm im Kinder-Katalog". Man könnte an dieser Stelle anfügen: Kindersprachen-Alarm im Blick am Abend. Überhaupt: Körper-Alarm im ganzen Blatt! "Hartmanns Bart ist ab"! (die People-Meldung des Tages: Nik Hartmann hat sich rasiert). Und natürlich auch: "Pitts Sperma-Spende gibt schweren Ärger". Gemeint ist die angebliche Sperma-Spende an Jennifer Aniston.

Apropos Jennifer Aniston: Weibliche Körperteile zeigt der BlaA ebenfalls gerne auf der Front. Heute ist es - schon wieder - Jennifer Aniston. Und wie schon im Dezember sieht es ganz danach aus, als habe Blick am Abend (als Fotolegende steht: "zvg") das Aniston-Foto geklaut. Von hier nämlich.

"Bodycheck" ist auch als Rubrik angesagt: Dr. Adel Abdel-Latif schreibt diesmal eine Zusammenfassung seiner gesammelten Prominenten-Diagnosen des vergangenen Jahres: "Die Gesundheitsleiden der Stars im Jahr 2011.

Wie immer stellt Radiologe Dr. Adel Abdel-Latif seine Diagnosen mit viel Feingefühl. Und er weiss: das vergangene Jahr war, "was die einzelnen Gesundheitszustände der Stars anbelangt, überaus ereignisreich". Angefangen mit Amy Winehouse (auch der Laie weiss: Die Ausnahme-Soul-Sängerin ist tot - nichts mehr zu machen): Sie "verstarb nicht an einer Überdosis Heroin, sondern an einer Alkoholvergiftung". Nach elf weiteren kranken oder verstorbenen Prominenten (bei Jopie Heesters stellt Dr. Abdel-Latif ebenfalls den Tod fest) schliesst der Mediziner mit den Worten: "Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein gesundes Jahr!"

Zu spät. Nach der Lektüre dieses Bodychecks fühlt man sich irgendwie bereits etwas krank. Es ist derselbe Effekt, der sich bei vielen Menschen beim Schauen von Sendungen wie "Puls" einstellt. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker: Nie gibt es so viele verzweifelte Anrufe und Besuche wie am Morgen nach der Ausstrahlung dieser Sendung. Sie ist damit für die hohen Gesundheitskosten direkt mitverantwortlich und sollte der Volksgesundheit zuliebe verboten werden.

Etwas krank war übrigens auch der Hockey-Artikel der BlaA-Sportredaktion Ende Dezember 2011. Es ging darin um - richtig - Bodychecks. Unter der Oberzeile "Weiber Sport" und "Kastriertes Eishockey" regte sich ein Mann gewaltig über angebliche Regeländerungen im Eishockey auf. Es geht scheinbar das Gerücht um, dass Bodychecks in der Defensivzone verboten werden sollen, weil die Zahl der Verletzungen dramatisch zugenommen hat.

Nun kann man sicherlich darüber diskutieren, ob eine solche Neu-Regelung dem Sport zugute kommt oder nicht. Wie darüber berichtet wird, ist aber wieder einmal Sexismus in Reinform. Das zeigen bereits Titel und Oberzeile deutlich. Gemäss BlaA ist Eishockey ein Sport für "harte Burschen" (sicher nichts für Mädchen jedenfalls). Jetzt "droht aber die Kastration" (denn wenn ein Sport weniger brutal wird - "nicht selten fliesst auch mal Blut" - bedeutet das gemäss BlaA logischerweise, dass er weniger männlich wird). "Ein Sport für Männer".

So betrieben steht der Männersport "Sportjournalismus" im Offside. Mit oder ohne Bodychecks.

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