Franky Armee und Mad Crawler - Fragen und Meinungen zu den Themen der Woche
Sagen Sie mal, Franky Armee, Sie haben Ihre journalistische Karriere für das Haus Ringier bei der Schweizer Illustrierten begonnen, die jetzt den hundertsten Geburtstag feiert. Wie kam es eigentlich dazu?
Nun, ich brauchte einen Job. Es ist nicht immer einfach, in einem kleinen Medienbüro zu arbeiten. Viel zu anstrengend. Insofern fiel dann der Widerstand dagegen, bei der SI zu arbeiten, nicht stark ins Gewicht.
Nun, ich brauchte einen Job. Es ist nicht immer einfach, in einem kleinen Medienbüro zu arbeiten. Viel zu anstrengend. Insofern fiel dann der Widerstand dagegen, bei der SI zu arbeiten, nicht stark ins Gewicht.
Welcher Widerstand?
Widerstand von oben, von ganz oben. Von mir selbst. Aber ich habe ihn heldenhaft überwunden.
Und? Was haben Sie bei der Schweizer Illustrierten so alles verbrochen?
Ich habe die politische Relevanz des Blattes gesteigert. Etwa mit der Geschichte über Bundesrat Nello Celio und seine wunderschöne Frau. Ganze sieben Seiten lang! Es waren die ersten privaten Bilder eines Bundesrates, die eine breite Öffentlichkeit zu Gesicht bekam.
Die Homestory war geboren.
Jetzt schauen Sie nicht so kritisch, Crawler! Das waren nicht bloss Homestorys.
Jetzt schauen Sie nicht so kritisch, Crawler! Das waren nicht bloss Homestorys.
Erklären Sie!
Meine Geschichten waren hoch politisch! Von Nello Celio lernte ich zum Beispiel, Risotto zu kochen und Pasta-Saucen zuzubereiten.
Diese Form von Storys war damals völlig neu für die Schweiz.
Ja, sie veränderte den Journalismus. Zunächst allerdings begleitet von der gehässigen Kritik so mancher Kollegen. Dabei nahm die politische Bedeutung der Schweizer Illustrierten gerade durch diese neue Form der Story zu. Das waren noch Zeiten!
Höre ich da etwa eine leise Kritik heraus? Wie erleben Sie die Schweizer Illustrierte heute?
Lassen Sie mich eine ganz spezielle Beschreibung formulieren... Moment... Ich blättere die SI heute mit skeptischer Verwunderung durch.
Mit skeptischer Verwunderung?
Nun ja, meine politischen Homestorys fehlen halt schon. Heute beschreibt die SI die Menschen losgelöst von ihrem sozialen, kulturellen und politischen Kontext.
Die SI ist seit Jahrzehnten enorm erfolgreich. Warum eigentlich?
Das frage ich mich allerdings auch. Zumal ich ja dort keine grossen Geschichten mehr schreibe und wir ja mit dem letzten Chefredaktor nicht in allen Punkten einverstanden waren. Wie die Leserzahlen trotzdem steigen konnten, das ist mir ein Rätsel.
Was wünschen Sie der Schweizer Illustrierten für die Zukunft?
Dass sie die Gesellschaft und die Zeit und die Welt wieder genau so ernst nimmt, wie die Menschen ihre Gesellschaft und ihre Welt in diesen ernsten Zeiten nehmen müssen. Eine ernste, tief politische, grübelnde und auch unangenehme Schweizer Illustrierte - das kann den Erfolg des Blattes nur steigern.
Die Inspiration für das 5. Whisky-Gespräch haben sich Mad Crawler und Franky Armee hier geholt.
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