Montag, 5. Dezember 2011

BlaA-Tippfehler-Gala, Pisa-Edition

Im Blick am Abend von heute Montag erfahren wir auf Seite 9 auf der Zürich-Seite:

Ich kann dem Votum der Zürcher Bildungsdirektorin nur zustimmen: Dass jede/r fünfte Zürcher Schüler/in der neunten Klasse nicht richtig lesen und rechnen kann, ist schlecht. Und man tut gut daran, das schnellstmöglich zu verändern. Egal, was es kostet: Eine Gesellschaft kann sich die Auswirkungen davon noch viel weniger leisten als notwendige Korrekturen.

Einen Grund für die grassierende Sprachunfähigkeit fand ich weiter vorne auf Seite 3. Dort steht, dass der Langenscheidt-Verlag die "Jugendwörter des Jahres" gekürt hat. Es sind dies: 1. "Swag", 2. "Fail/Epic Fail" und 3. "guttenbergen".

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Wenn Abschreiben, vorgelebt von ganz oben ("guttenbergen"), auch sprachlich im Trend liegt, sollten bei Langenscheidt die Alarmglocken eigentlich Sturm läuten. Und wenn dazu noch die englischen Worte "Swag" ("beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung") sowie "(Epic) Fail" auf die vordersten Plätze kommen, muss man eher schwarz sehen für den zukünftigen Wörterbuch-Umsatz des traditionsreichen deutschen Verlagshauses.

Aber darum soll es hier gar nicht gehen. Wer voll den Swag aufdreht, der liest sicher auch den Blick am Abend. Und mit dem Lesen von Zeitungen lernt man korrektes Deutsch.

Jedenfalls im Idealfall. Doch ausgerechnet am Pisa-Tag legt der BlaA wieder eine imposante Tippfehler-Parade hin.

Auf der Titelseite der angeblich "teuerste Crash aller Zeiten": "8 Ferrari" sind verwickelt. Kann man machen, wenn man den italienischen Plural wählt. Nur sollte man dann beim eigentlichen Bericht nicht auf die korrekte deutsche Schreibweise "acht Ferraris" wechseln. Entweder oder.

Leider geht es im gleichen Stil weiter. In der Kolumne "Abgefahren!" hat sich eine Frau Bliggs "neue Album" gekauft.  Auf der DVD-Seite trägt sich ein Film nicht "in die Analen der Filmgeschichte ein" (das wäre auch wirklich etwas eklig - anus horribilis, quasi). Oder wir lesen auf der "Wohnen"-Seite folgenden Satz: "Die Bilder des Fotografen Simon Upton veranschaulichen kleine Veränderungen, wie neue Kissen oder Bezugstoffe einen Raum gemütlicher oder frischer aussehen lassen können." Der Satz braucht selbst eine kleine Veränderung: "kleine Veränderungen" bitte streichen. Danke. Weiter erfahren wir, dass es bei Valora "umgekeht" läuft. Und zu guter Letzt steht im BlaA, dass die Mädchen von Guiseppes "Annährungsversuchen" nichts wissen wollten (Kannibalen haben es nun mal eher schwer bei der Partnersuche).

 

Kann jemand bei dieser Lektüre richtiges Deutsch lernen? Mich beschleicht der Verdacht, die Auswirkungen auf das Sprachzentrum sind eher Epic Fail. Man hört Konversationen wie die Folgende wohl bald nicht nur in seinem geistigen Ohr, sondern nach Feierabend im Tram: "Mann, ich habe 8 Ferrari. Und in jedem drei Mal Bliggs neue Album. Jeder Annährungsversuch ein Treffer! Und wenn wir's im Ferrari umgekeht machen, sind wir beim Analen. Voll der Swag, weisch."

2 Kommentare:

  1. Yep. Und einmal heisst das Nackkketei-Platt aus blakistan FMH und dann wieder FHM ... Und daz alles höite midwok im göilsten ratisseitung der switz.

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  2. Was soll mehr Geld verbessern? Meiner Meinung nach sind am Debakel zum grössten Teil die Eltern schuld, nur frage ich mich im gleichen Atemzug, ob man denn von Schuld reden kann, wenn ein grosser Teil der Familien von einem Einkommen nicht mehr überleben kann und die Kinder weniger Konstanz in der Erziehung haben.

    Was bringen mehr Lehrpersonen, wenn der Respekt fehlt, wenn die Lernbereitschaft fehlt? Gar nichts.

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